Stones - Achtung Steine

Mit Dominik Burki und Niels Klaunick

Regie: Martin Lüttge und Monika Kroymann
Buch: Tom Lycos / Stefo Nantsou

Dauer: 65 Minuten   |   Premiere: 4.1.2007


Stones erzählt von der Freundschaft zwischen zwei Jungs, die sich gegenseitig mit gefährlichen Mutproben herausfordern. Man sieht sie herumlungern, halb erlebnishungrig, halb aggressiv, sie schaukeln sich gegenseitig hoch, ziehen durch die Gegend, steigen in ein Grundstück ein, werden von der Alarmanlage vertrieben. Frust und Rangeleien folgen, andere Objekte kommen ihnen in die Quere, und zuletzt stehen sie auf der Brücke: Zwei Kraftmeier in Beweisnot, dass sie ganze Kerle sind. Unter ihnen rauscht der Verkehr der Autobahn, vor ihnen liegen die Steine, die sie, noch ohne Plan, mitgebracht haben.

Grade war es noch eine Übermütigkeit, eine Mutprobe, mal sehen, was passiert. Dann stirbt ein Mensch, und die Spielerei schafft grausame Tatsachen.
In den folgenden Szenen werden die Reaktionen der beiden Jugendlichen gezeigt: Der 14-jährige, der zusammenbricht und sich der Polizei stellt, der großmäulige Ältere, der bereits gelernt hat, nichts wirklich an sich heranzulassen. Nach endlosen Verhören und einem langwierigen Prozess gehen sie straffrei aus, und der eine quittiert das Urteil mit einem feixenden "Geil", während der andere begreift, dass er damit nicht von seiner Schuld freigesprochen wurde.

Dazwischen betreten immer wieder die zwei den Fall behandelnden Polizisten die Bühne, in ihrer kantigen Balance zwischen Diensttristesse und kollegialem Wettstreit, nicht selten an eine ältere Variante der beiden Jungs erinnernd.
Ihre Fragen sind es schließlich, die den Kern des Stückes umreissen - "Was wäre, wenn dein Vater im Auto gesessen hätte?" will der eine wissen, und der andere antwortet: "Und was wäre, wenn dein Sohn den Stein geworfen hätte?"

Niemals aber, und das ist die eigentliche Stärke des Stückes, wird der moralische Zeigefinger erhoben. Momente verzweifelnden Innehaltens wechseln mit Dialogen in maulheldischem Teenagerslang, mit dem die "Helden" ein unfreiwilliges Selbstbild beschwören.

Auf die Bühne sind die beiden Schauspieler nur mit eine langen Bole, zwei Böcken und ihren E-Gitarren. Nur durch die Kraft ihrer Darstellen lassen sie von der komplett eingerichteten Autowerkstatt über die stark befahrene Autobahn bis hin zum Gerichtssaal alle Orte und Gegenstände aus dem "Nichts" vor den Augen des Publikums entstehen. Zwischen witzig-absurden Einlagen als Ninja-Kämpfer und sich überschlagenden E-Gitarren-Soli, rennen die Darsteller immer wieder vor sich selbst davon und verleihen dem Stück eine Atemlosigkeit, die durch eine schnelle Szenenfolge noch verstärkt wird. Und sie sind alle handelnden Personen selbst, wechseln von einer Sekunde zur nächsten ihre Identität, sind Mutter und Sohn, Polizist und Angeklagter in beängstigender Intensität.

Sie lassen uns den Reiz des Verbotenen spüren und die Erbärmlichkeit des nächsten Morgens.


Presse:

„Erfrischend ist, dass Monika Kroymann, selbst Mutter eines Sohnes, solche Momente nicht mit Melodramatik überlädt, sondern ihr komisches Potential genießt."(Esslinger Zeitung)„Meisterhaft modelliert Kroymann nicht nur die äußeren Handlungskonturen früherer Erlebnisse heraus, sondern auch den existentiellen Untergrund, die Trauer, die Tragik oder die Komik eines Schauspielerlebens. Außer den persönlichen Zeitgenossen läßt Holger Franke die alternde Schauspielerin eine ganze Legion von Gestalten der Weltliteratur lebendig machen, vor allem aus Werken Goethes, Kleists und Becketts." (Stuttgarter Zeitung)„Verkleidet als Kätchen von Heilbronn ist die Schauspielerin Margarethe in die Provence gefahren, jetzt liegt sie mit verstauchtem Knöchel im Sand vor einem Lavendelfeld und denkt wie Becketts einsame Winnie an lauter glückliche Tage ... Mit verteilten Rollen parodiert sie das Gespräch zwischen verzagter Mutter und stoffeligen Sohn, wobei sich Selbstmitleid witzig und einfühlsam in Selbstironie verwandelt."(Frankfurter Neue Presse)