Bruder Frankenstein

Eine Koproduktion mit Weimar 1999-Kulturstadt Europas GmbH und Theaterhof Priessenthal

mit Marlen Breitinger, Philip Brehse, Klaus Huhle, Monika Kroymann, Martin Lüttge, Klaus der Geiger.

Stücke und Szenen: Wolfgang Deichsel, bearbeitet vom Theaterhof Priessenthal und Holger Franke
Regie: Holger Franke
Assistenz: Ricky Strohecker
Kostüme: Sibyll Möbius.

(Premiere: 9.9.1999)


Eine FrankenStein-Zeit-Reise. Ein komödiantischer Forschungs-Flug. Er beginnt mit der Geburt des „Monsters" aus der romantischen Fantasie und dem ahnungsvollen Verstand der Schriftstellerin Mary Shelley und endet in unserer unheimlichen Gegenwart. Eine Not-Landung im alltäglichen Irrsinn. Bruch- und Fluchstücke aus der Produktion heutiger Frankensteinfabriken. 

In der Pause wurden die Besucher ins Gelände des E-Werks entlassen, in einen bizarren Freizeitpark, eine Klonfactory, wo die Monster der Moderne in Serie gehen. Dynamisch, beschränkt und abwaschbar. Da werden Körper an Seilzügen aus dampfendem Schlamm gehievt, auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, Lichter flirren, Funksprechverkehr flackert (Bitte hierher. Der Sperma-Tank kühlt 247 Hektoliter bestes Spendermaterial) ...

Ca. 120 Weimarer Laien lieferten eine Metapher für die Wirklichkeit als Zukunft, die schon begonnen hat.

Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste e.V. aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern und Fonds Soziokultur e.V.


Presse:

„Dr. Frankenstein arbeitet heute im Genlabor - Theaterhof Priessenthal ringt mit hoher Spielkunst mit Dramen von Deichsel.

Man kann Holger Franke für seine Priessenthal-Fassung „Bruder Frankenstein" nur bewundern: Als Auftragswerk für ein Theaterfestival hat er sich der Texte von Wolfgang Deichsel angenommen, ein Substrat geschaffen und sich mit dem Theaterhof um aktuelle Bezüge bemüht.

Zumindest die Darstellung ist am Freitag im Stadtsaal mehr als gelungen: Martin Lüttge glänzt als Monster, Marlen Breitinger, Philip Brehse, Klaus Huhle und Monika Kroymann - jeder füllt das, was ihm bleibt, ausgezeichnet. Der Einstieg (nicht von Deichsel) ist nicht schlecht gewählt: Mary Shelley sinnt über den perfekten friedlichen Menschen nach, und muss zusehen, wie er sich aus Einsamkeit ins Böse wandelt - Bezüge zur Genesis, Überleitung zu Deichsels „Frankenstein Braut". Vielleicht sollte 1961 die Suche des Monsters nach spießbürgerlicher Idylle den Muff unter den Eichentischen geißeln, doch die Flucht der Priessenthaler in die Komik konnte diesen Text auch nicht mehr retten. Sie taten das Beste, was möglich war - und vollzogen einen radikalen Schnitt: Frankenstein lebt, postulierten sie, und arbeitet heute in einem Genforschungs-Labor. Das Ergebnis zeigte ein Gänsehaut-Film im Foyer.
Und dann ein komplett anderer zweiter Teil (Aus dem Leben der Angestellten), so gut, dass man kaum glauben mochte, dass er vom gleichen Autor stammt. Zombiehaft taucht das Monster hinter Chef-Schreibtischen wieder auf oder in mechanisierten Liebesbeziehungen. Dazu ein perfekt reduziertes Bühnenbild, eindringlich untermalt von Klaus, dem Geiger."

(Burghauser Anzeiger)